Leseprobe
Als Fachautorin schreibt Ann-Katrin Graß Beiträge für verschiedene Online-Informationsangebote. Hier befasst sie sich mit Themen der Bereiche Gesundheit, Soziales und Management.
Quereinsteiger für mehr Nachhaltigkeit und Gesundheit in Unternehmen
Saarbrücken (31.07.2021): Bis 2030 sollen 17 Ziele der UN für nachhaltige Entwicklung umgesetzt sein. Verantwortungsvolle Unternehmensführung ist auch in Deutschland ein Thema. Welche Verbindung hat dabei Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zu Environment Social Governance (ESG) und Corporate Social Responsibility (CSR)? Wie findet man hier einen beruflichen Einstieg?
Nachhaltigkeit und Gesundheit in Unternehmen bieten interessante Job-Chancen
Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich dringend gesucht: Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Corporate Social Responsibility (CSR) gehören zusammen. Im fachwissenschaftlichen Diskurs gewinnen Environment Social Governance (ESG)-Indikatoren immer stärker an Bedeutung. Doch warum werden diese immer wichtiger? Und was hat das mit BGM zu tun?
Betriebliches Gesundheitsmanagement und Corporate Social Responsibility
Die Gesundheit und Zufriedenheit von Mitarbeitenden ist für jedes Unternehmen von existenzieller Bedeutung [1]. Schließlich hängen diese Faktoren unmittelbar mit der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zusammen. So sind sie die Grundvoraussetzung für Erfolg. Was im deutschsprachigen Raum mit Gesundheits- und Sozialmanagement verbunden wird, wird im internationalen Verständnis unter den Begriffen Corporate Social Responsibility (CSR) zusammengefasst. Der Hauptgrund liegt im unterschiedlichen Sprachverständnis und den rechtlichen Spezifika des jeweiligen Landes. BGM ist also Teil von CSR.
Nachhaltigkeit im Fokus
Klimawandel, Bevölkerungsgesundheit, Gesellschaftliche Entwicklung – das Thema Nachhaltigkeit wird in vielen verschiedenen Zusammenhängen in die Diskussion gebracht. Im US-amerikanischen Raum liegen daher Corporate Social Responsibility (CSR) und Environment Social Governance (ESG) nahe beieinander. Oft werden diese Begriffe gleichgesetzt. ESG befasst sich in erster Linie mit Fragen zu Umweltschutz, sozialen Angelegenheiten und Menschenrechten. Diese Themen werden unter ESG bearbeitet:
• E wie Environment: Energieeinsatz und Umweltfreundlichkeit des Betriebs
• S wie Social: Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeitenden
• G wie Governance: Ethische Unternehmensführung
Demnach lassen sich Arbeitsschutz und BGM mit dem sozialen Aspekt hinter ESG in Verbindung bringen. Einige Faktoren werden in Deutschland bereits seit Jahrzehnten unter Zuständigkeit der Gesetzlichen Unfallversicherung und Krankenversicherung abgedeckt. Das gilt aber nicht für alles, denn ESG ist als Begrifflichkeit weitläufiger aufgestellt. ESG ist aber nicht einfach nur eine freundliche Arbeitgeberleistung, um das Image in der Öffentlichkeit aufzupolieren. Immer mehr Unternehmen fühlen sich der Nachhaltigkeit verpflichtet, weshalb entsprechende Faktoren mittlerweile auch bei finanziellen Investments berücksichtigt wird.
Entscheidend ist hier das Reporting. Hier können Betriebliche Gesundheitsmanager (m/w/d) ansetzen und sich einbringen. Beim ESG-Reporting wird die Nachhaltigkeit eines Unternehmens gemessen und in einer allgemein zugänglichen Publikation öffentlich gemacht. Leitend sind die Nachhaltigkeitsziele, die seitens der Vereinten Nationen (UN) vorgegeben wurden. Die zuständige Kommission der Europäischen Union (EU) hat hierzu ein deutschsprachiges Indikatorenset zusammengestellt. Dieses kann als Grundlage für das eigene Unternehmen dienen.
Globale Nachhaltigkeitsziele (SDG) und Nachhaligkeitsindikatoren
Bis 2030 soll eine „grundlegende Verbesserung der Lebensverhältnisse aller Menschen heute und für künftige Generationen sowie den Schutz des Planeten Erde“ bewirkt werden [2]. Hierzu wurden 17 globale Ziele vorgegeben, die Sustainable Development Goals (SGDs). Diese gelten international und wurden in 231 Indikatoren überführt, um die Nachhaltigkeit von Unternehmen weltweit vergleichbar machen zu können.
Die SGDs formulieren 17 übergeordnete Ziele, die in 169 Einzelziele dargestellt werden [3]. Sie bieten den politischen Handlungsrahmen, um beispielsweise Armut und Ungleichheit zu bekämpfen. Die SGDs, Nachhaltigskeitsziele und Indikatoren bilden die Grundlage für entsprechende Analysen und Reports von Unternehmen.
Ansatzpunkte für Betriebliche Gesundheitsmanager
Betriebliche Gesundheitsmanager (m/w/d) können eine Schlüsselrolle im ESG-Reporting einnehmen. Als Experten für Gesundheit und Soziales im Betrieb gehören Evaluation und Kommunikation ohnehin zu ihren Kernaufgaben. Im Besonderen sind sie für das S im ESG wichtig. Im Zuge der Sozialindikatoren sind entsprechende Analysen von großer Bedeutung.
In der betrieblichen Nachhaltigkeitsberichterstattung werden Daten und Aktivitäten für die Bereiche Umwelt, Soziales und Corporate Governance offengelegt. Hier werden quantitative und qualitative Angaben zusammengefasst und für Außenstehende dargestellt. Gesundheitsmanagement bezieht sich dabei auf die Sozialindikatoren.
Gesundheit steht an erster Stelle
Das „Basel Institute of Commons and Economics“ hat im Oktober 2019 festgestellt, dass die Ziele von Unternehmen und Institutionen ungleich berücksichtigt werden [4]. Aus Sicht der niedrig rankenden Indikatoren ist das zwar traurig, jedoch zeigt sich die hohe Bedeutung der Themenbereiche Gesundheit und Soziales. Die Top 5-Positionen der Priorisierungsliste:
1. Gesundheit
2. Energie, Klima und Wasser
3. Bildung
4. Armut
5. Ernährung
Für die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist also die betriebliche Gesundheitsberichtserstattung essenziell. Entsprechend hoch ist auch der Bedarf an Fachkräften, die sich auf diese Themenbereiche spezialisiert haben. Interessierte sollten ein Studium mit Bezug zu Gesundheitsmanagement und/oder Sozialmanagement mitbringen. Denkbar ist auch eine Ausbildung wie Kauffrau/Kaufmann im Gesundheitswesen oder Personalkauffrau bzw. Personalkaufmann.
Job-Chancen in der Nachhaltigskeitsberichtserstattung
Eine Tätigkeit in diesem Bereich kann sowohl freiberuflich als auch festangestellt durchgeführt werden. Gefragt sind hier Controller im Bereich Gesundheit und Soziales. Stellenangebote tragen Titel wie:
• Mitarbeiter im Berichtswesen
• Personalplanung und -steuerung
• Fachcontroller Soziales/Gesundheit
• Manager für Corporate Social Reporting / Finance Reporting
• Leiter des Bereichs Planung und Reporting
Wer nicht an einen bestimmten Arbeitsort gebunden ist, hat gute Chancen, einen Einstieg in dieses spannende Berufsfeld zu finden. Es bietet auch gute Möglichkeiten für einen Quereinstieg und kann insbesondere für berufliche Wiedereinsteiger interessant sein, die einen fachlichen Background in den Bereichen Medizin, Gesundheit und Soziales besitzen.
Literaturangaben
[*1] Miesen, E. & Kierdorf, D. (2021). CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY KOMPAKT. Das Praxisheft für eine nachhaltige unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. Publikationsreihe des Bundesverbandes der Personalmanager. Zugriff am 31.07.2021. Verfügbar unter https://www.bpm.de/sites/default/files/bpm_service_csr_druck.pdf
[*2] Statistisches Bundesamt [Destatis] (2021). Nachhaltigkeitsindikatoren. Globale Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Online-Ressource. Zugriff am 31.07.2021. Verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Nachhaltigkeitsindikatoren/_inhalt.html
[*3] Eurostat (2021). Nachhaltige Entwicklung – Übersicht. Was sind die Nachhaltigkeitsziele?. Online-Ressource. Zugriff am 31.07.2021. Verfügbar unter https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/sdi/overview
[*4] Basel Institute of Commons and Economics (2019). World Social Capital Monitor. Sustainable Development Goals. Online-Ressource. Zugriff am 31.07.2021. Verfügbar unter http://commons.ch/wp-content/uploads/Synopsis_SDG_Reports_Goals_Allocation_2019.pdf
Deutsch- und englischsprachige Inhalte
Content in German and English